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Chinas langfristige KI-Strategie mit globalem Führungsanspruch

Aktualisiert: 11. Juli

China möchte bis 2030 zur weltweit führenden Nation im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) aufsteigen. Diese ambitionierte Vision wird durch umfangreiche staatliche Investitionen, eine zentrale politische Steuerung und die enge Verzahnung von Regierung, Industrie und Forschung unterstützt. Laut Morgan Stanley könnte Chinas KI-Industrie bis zum Ende des Jahrzehnts einen Wert von 1,4 Billionen US-Dollar erreichen. Bereits bis 2028 sollen sich diese Investitionen amortisieren – mit einer prognostizierten Kapitalrendite von 52 % bis 2030.


Ein wesentlicher Grundstein liegt in Chinas Zugang zu enormen Datenmengen. Über 1,4 Milliarden Menschen, davon mehr als 1,1 Milliarden online aktiv, liefern täglich die Datengrundlage für das Training moderner KI-Systeme. Gleichzeitig treibt die Regierung den Ausbau der Energieinfrastruktur voran – vor allem durch neue Kernkraftwerke, die den hohen Energiebedarf leistungsstarker Rechenzentren decken sollen. Auch bei der Halbleiterproduktion, zeigt China trotz US-Sanktionen Fortschritte und arbeitet intensiv an technologischer Unabhängigkeit.

China setzt im internationalen Vergleich nicht nur auf kurzfristige Wettbewerbsvorteile, sondern verfolgt einen langfristigen und skalierbaren Ansatz, bei dem Effizienz und Umsetzung im Vordergrund stehen. Neben der Bindung von Top-KI-Talenten, hält China bereits 50% der KI-Patente.


Statt ausschließlich auf die größten und komplexesten Modelle zu setzen, werden kosteneffiziente, alltagstaugliche KI-Lösungen für die Praxis entwickelt, die breit in Wirtschaft und Gesellschaft eingesetzt werden können. Die Nutzung von Open-Source-Modellen spielt dabei eine große Rolle. Ein prominentes Beispiel ist das Start-up DeepSeek, das Anfang 2025 ein leistungsfähiges Sprachmodell für lediglich 5,6 Millionen US-Dollar entwickelte – ein Bruchteil der Kosten vergleichbarer westlicher Projekte. Dieser pragmatische Ansatz sorgt für eine schnelle Adaption in der Bevölkerung und fördert die Durchdringung sämtlicher Branchen mit KI-Technologien.


Ein Blick auf die internationale Wettbewerbsdynamik zeigt, dass China auch in puncto Qualität aufholt: Laut dem AI Index 2025 von Stanford entwickelten US-Institutionen im Jahr 2024 zwar 40 bedeutende KI-Modelle, China hingegen 15 und Europa nur drei. Doch während die USA in der Quantität führend bleiben, hat China die Qualitätslücke deutlich verkleinert. Die Leistungsunterschiede bei Benchmark-Tests sanken innerhalb eines Jahres von zweistelligen Prozentwerten auf nahezu Gleichstand. Zudem führt China inzwischen bei KI-bezogenen wissenschaftlichen Publikationen – ein klarer Indikator für die zunehmende Innovationskraft des Landes.


Chinas KI-Vision geht jedoch weit über Software hinaus. Die Volksrepublik investiert gezielt in physische KI-Anwendungen wie humanoide Roboter. Morgan Stanley prognostiziert, dass dieser Markt bis 2050 ein Volumen von 5 Billionen US-Dollar erreichen könnte – mit China in einer führenden Position, gestützt durch starke Lieferketten, Fertigungskapazitäten und politische Unterstützung. Für internationale Unternehmen ergeben sich daraus enorme Chancen – aber auch Herausforderungen. China entwickelt sich zunehmend vom Nachahmer zum Gestalter der globalen KI-Landschaft. Mit einem langfristig angelegten Innovationsmodell, politischem Willen, strategischen Investitionen und gesellschaftlicher Adaption formt das Land eine neue Ära der Künstlichen Intelligenz – effizient, skalierbar und zunehmend exportfähig.


China ist kein Beobachtungsfeld mehr, sondern ein zentraler Schauplatz der KI-Zukunft. Insbesondere für Europa gilt es, neben den Fortschritten im Bereich der Regulatorik und Werteentwicklung von KI-Systemen, ebenfalls auch auf Investitionsseite und technologischer Entwicklungskraft an Geschwindigkeit zu gewinnen.




Quellen:

Morgan Stanley. (2025). AI in China: A Sleeping Giant Awakens

Stanford University. (2025). AI Index Report



 
 

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